Wenn man von „skandalträchtigen Gemälden“ spricht, denkt man sofort an provozierende Bilder, an Künstler, die Grenzen sprengen, und an Werke, die einst als Tabubruch galten. Doch das, worüber hier gesprochen wird, ist gar kein Gemälde – und doch zählt es zu den faszinierendsten Darstellungen der menschlichen Sinnlichkeit in der Kunstgeschichte.
Im Herzen Indiens, im Bundesstaat Madhya Pradesh, liegt der Tempelbezirk von Khajuraho, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Diese Tempel stammen aus der Zeit der Chandella-Dynastie (ca. 950–1050 n. Chr.) und sind berühmt für ihre atemberaubenden Steinskulpturen – Szenen, die sowohl göttliche als auch zutiefst menschliche Themen zeigen. Zwischen religiösen Symbolen und filigranen Ornamenten finden sich hier auch Darstellungen, die selbst in der modernen Welt noch Erstaunen auslösen: sinnliche, erotische Reliefs, die das Zusammenspiel von Körper, Geist und Spiritualität ausdrücken.
Das Erstaunliche: Im damaligen Indien waren diese Szenen keineswegs skandalös. Sie galten als Teil des Lebens, als Ausdruck kosmischer Einheit zwischen Mann und Frau – zwischen Schöpfung und Spiritualität. Erst die spätere westliche Sichtweise machte daraus ein „Tabu“.
Heute steht Khajuraho als ein Denkmal für eine Zeit, in der Kunst, Religion und Erotik noch in Harmonie miteinander existierten. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum es uns heute so fasziniert: Weil es zeigt, wie anders – und wie frei – Menschen einst über das Leben dachten.
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